Praktika

Zur Förderung von sozialen und fachlichen Kompetenzen sowie zur Berufsorientierung sieht die Waldorfschule unterschiedliche Praktika innerhalb der Schulzeit vor.

Landwirtschaftspraktikum

Alle Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse absolvieren ein Landwirtschaftspraktikum. Dieses dauert drei Wochen und findet am Ende des Schuljahres statt. In dieser Zeit arbeiten und leben die Jugendlichen in einem möglichst biologisch wirtschaftenden Betrieb der Landwirtschaft oder einer Gärtnerei (überwiegend „demeter“). Sie sind in der Regel alleine auf einem Hof untergebracht und nehmen in dieser Zeit intensiv am Hofleben teil.

Zur eigentlichen Praktikumszeit gehört eine Vor- und Nachbereitungsphase. Dazu gehören neben der gemeinsamen inhaltlichen Vorbereitung die Erstellung einer schriftlichen Bewerbung, sowie die Abfassung eines Berichtheftes und ein kurzer mündlicher Vortrag nach dem Praktikum.

Vor und während des Praktikums werden die Schülerinnen und Schüler seitens der Schule betreut. In ihrer Zeit auf dem Hof werden sie, wenn es die Entfernung zulässt, einmal von uns besucht. Das Landwirtschaftspraktikum ist kein Berufspraktikum im eigentlichen Sinn.

Das Landwirtschaftspraktikum ist kein Berufspraktikum im eigentlichen Sinn. Man kann die Ziele des Praktikums in zwei Bereiche unterteilen:

Fachlich-sachliche Ziele

• Wahrnehmung von Zusammenhängen in der Landwirtschaft im Rückblick auf vier Jahre Gartenbau im Unterricht. Erleben des „Großen und Ganzen“ unter realen Bedingungen
• Herstellung von Grundnahrungsmitteln und ihre Weiterverarbeitung (z. B. Brot, Käse)
• Umwelt- und sozialverträgliche Produktion von Obst und Gemüse
• Öko-Landbau: Marktpreise, Wirtschaftlichkeit, Alternativen zur Chemie in der Ernährung und Umwelt- sowie artgerechte Behandlung von Pflanzen und Tieren.

Pädagogisch-soziale Ziele

• „Blick hinter den Vorhang“: Erleben der Erwachsenen(arbeits)welt in der Pubertät
• Auf sich selbst gestellt sein, Konflikte selbst lösen, eigene Wünsche äußern
• Menschen erleben, die ihren Beruf in Zufriedenheit mit Engagement, Herz, Idealismus und Authentizität ausüben. Und das nicht nur aus rein wirtschaftlichen Interessen
• Körperlich harte Arbeit „durchmachen“ und dabei eigene Kräfte einteilen lernen
• Hoforganismus erleben.
• „Erdung“ erleben
• Achtung vor Lebensmitteln und Tieren gewinnen

Und nicht zuletzt auch mal drei Wochen lang aus eingespielten Rollenverhalten in der Klasse und Familie heraus treten können.

Feldmesspraktikum

Die Schüler sollen erleben, wie man genaue Berechnungen durchführen und diese sicher kontrollieren kann. Mathematisch geht es dabei um die Anwendung des Satzes von Pythagoras sowie Sinus- und Cosinussatz.

Schüler, denen das Verstehen komplizierter Zusammenhänge schwer fällt, können durch diesen, mehr die Sicherheit und Zuverlässigkeit betonenden Aspekt, einen neuen Zugang zur Mathematik gewinnen. Die Schüler sollen nicht nur konkrete Erfahrungen machen, sondern auf diesem fachlichen Gebiet, das ihre Intelligenzkräfte genauso wie ihren körperlichen Willenseinsatz herausfordert, sachlich begründete Selbständigkeit erlangen. Die Schüler lernen die exakte Herstellung von Landkarten kennen.

Die wesentlichen Schritte von der Vermessungsarbeit im Gelände bis zum Zeichnen der Karte werden praktisch durchgeführt. Die meisten Messungen finden in Gruppenarbeit statt. Die Schüler müssen sich über die Verteilung der Arbeit einigen. Das Zeichnen der Karte erfordert von jedem Schüler Sorgfalt und Genauigkeit.

Betriebspraktikum

Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse arbeiten drei Wochen lang ganztägig in einem Betrieb. Um die Identifikation mit dem Praktikum zu erhöhen, bemühen sich die Schüler selbst um einen Praktikumsplatz. Dabei ist es den Schülern ist frei gestellt, in welcher Berufsrichtung sie ihren Praktikumsplatz suchen. Das Hauptanliegen ist lediglich, dass die Schüler im Laufe des Praktikums wirklich zu einer sinnvollen Tätigkeit kommen, wo sie – wenn auch nur in begrenzten Rahmen – eigene Verantwortlichkeit übernehmen lernen.

Der Schüler ist aufgefordert, sich für seinen „ausgewählten“ Betrieb zu interessieren. Auch ist es Aufgabe der Schüler etwas über die Organisation der Betriebsstruktur, über die Vernetzung des Betriebes mit anderen Einrichtungen, über aktuelle Probleme und Zukunftsaufgaben der betreffenden Branche in Erfahrung zu bringen.

Innerhalb der dreiwöchigen Wirtschaftskunde-Epoche wird die Klasse auf das Betriebspraktikum gezielt vorbereitet.