22.05.2018

Krabat

Klassenspiel der 8. Klasse

Das Geheimnis der Schwarzen Mühle

Waldorfschüler beeindrucken mit Theaterprojekt „Krabat“


Seit über 40 Jahren gehört Otfried Preußlers Roman „Krabat“ zu den meistgelesenen Jugendbüchern, nach Ansicht des Autors „die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken“. Die achte Klasse der Balinger Waldorfschule brachte das dramatische Geschehen nun mit großer Spielfreude auf die Bühne. Ein düsteres Spektakel um sprechende Raben, schwarze Magie und die Kraft der Liebe.
Die Müllerstube als zentraler Handlungsort wird dominiert von einem übergroßen Mühlrad. Es signalisiert von Beginn an die Gefahr, in der sich die Müllerburschen um den Neuling Krabat bis zur letzten Szene befinden: das Risiko zermahlen zu werden von der totalitären Herrschaft des Meisters. Sie müssen nicht nur schuften bis zum Umfallen, sondern freitags auch in Rabengestalt antreten – als gelehrige Schüler in der Schwarzen Kunst. In der Inszenierung des Theaterpädagogin Maria Radetzki spielen die schwarzen Flügelwesen und ihr krächzender Ruf eine zentrale Rolle. Sie tragen zur gruseligen Grundstimmung bei und verkörpern den drohenden Ich-Verlust. Das erhöhte Tor, durch das der Meister mit seinem Dreispitz in die Handlung eingreift, wirkt durch die glutrote Beleuchtung wie der Eingang zur Hölle. Gegen diesen düsteren Hintergrund heben sich die Lichtpunkte der Aufführung umso eindrucksvoller ab. Etwa der innige Gesang der bunt gekleideten Dorfmädchen „Christ ist erstanden“ in der Osternacht oder die zarte Liebe zwischen Krabat und Kantorka. Sie besteht in der letzten Szene die Probe auf der Mühle und befreit dadurch ihren Geliebten. Einige effektvolle Nebenszenen, in denen etwa der Müllerbursche Andrusch auf dem Viehmarkt für 30 Gulden erst verkauft und dann zurückgezaubert wird, bringen das Publikum durch ihre Situationskomik zum Lachen. Dass die Macht des Meisters zuletzt gebrochen wird, weil sich Krabat nicht als verführbar erweist, gehört zu der zeitlosen Botschaft dieses spannenden Theaterabends.

Holger Grebe

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